8. Radio Contact Eupen Rallye -
Tina Stange & René Göbbels: Wir machen die 100 voll
Mit der 8. Radio Contact Eupen Rallye, die am 06. Oktober 2013 alleine des Namens wegen in Eupen gestartet wurde, haben wir ein kleines Jubiläum erreicht. Es war unsere 100. Veranstaltung. Und das, obwohl wir erst seit 4 Jahren voll dabei sind. Daher sollen die nächsten Zeilen gar nicht so sehr die Eupen Rallye beschreiben, sondern vielmehr einen kleinen Rückblick über unser Leben im Auto, in den Zeitprüfungen und auf der Nordschleife geben.
Uns kommt es vor, als wäre es gestern gewesen, als wir ihm Jahre 2008 das erste Mal an einer Veranstaltung teilgenommen haben. Es war die Vatertagsfahrt des Racing-Team-Nordeifel, die sich hervorragend für Einsteiger eignete und nach Kartenskizzen gefahren wurde. Mama (Inge) und Dieter brachten uns das Nennformular mit und wiesen uns in die Geheimnisse des Orientierungssports ein. Unsere sogenannten „Trockentrainings“ waren legendär und meist auch viel feuchter als der Name eigentlich verriet. Wir lauschten gespannt den Ausführungen und versuchten, uns möglichst viel davon zu merken. Letzten Endes hat uns diese Veranstaltung soviel Spass gemacht, dass wir Anfang 2009 im Rahmen der Osterfahrt des AC Eschweiler wieder mit von der Partie waren. Und angespornt von unserem tollen Ergebnis wollten wir natürlich mehr fahren....
Nur dummerweise hatten wir keinen Oldtimer. So kam es dann, dass wir ein paar Ories ausprobierten. Wir fuhren in Dülken, Schwelm und auch in Duisburg. Damals entweder mit meinem oder mit Tinas Straßenfahrzeug. Eigentlich waren die Veranstaltungen auch nicht schlecht. Wir haben viele Dinge gelernt, die wir in den späteren Oldtimertouren nutzen konnten. Allerdings hatten die Veranstaltungen auch einen Haken: Proteste soweit das Auge reichte und z.T. 10 Stunden Aufenthalt im Ziellokal. Das war definitiv nix für uns! Die angespannte Stimmung vor den Siegerehrungen und wild gestikulierende Mitstreiter brachten uns um den Schlaf .
Gegen Mitte 2009 hatten wir dann eine Veranstaltung gefunden, wo wir zum ersten Mal eine Zeitprüfung absolvierten. Tierisch nervös rollten wir zur Startlinie und hätten vor Schreck bei den Worten „Start“ fast die Stoppuhr aus dem Fenster geschmissen. Nach einem wilden Beschleunigen, Abbremsen, Beschleunigen und Abbremsen wurde es auf dem Beifahrersitz ruhig. Tinchen wusste nicht mehr, welche Zeit wir fahren sollten. Als es uns wieder einfiel, war die Uhr bei Null, wir aber noch nicht über die Linie. Also rief Tinchen „Fahr, fahr, fahr“ und ich machte das dann auch. Letzten Endes waren wir 3 Sekunden zu spät dran, aber wir hatten unsere erste Zeitprüfung erfahren und fanden uns ganz gut.
Während unser Interesse an den Fahrten ständig wuchs und die Sehnsucht nach einem 30 Jahre alten Fahrzeug ins Unermessliche stieg, saßen wir gegen Ende 2009 Dank Dieters Hilfe in einem tollen, silbernen Diesel-Gölfchen der ersten Baureihe. Wir waren wahnsinnig stolz und fuhren sofort am Wochenende darauf unsere erste Veranstaltung in Olpe und anschließend den letzten ECC-Lauf in Eupen. Damals hätten wir nie gedacht, wie bekannt dieses silberne Gölfchen einmal werden würde. Und ehrlich gesagt, realisiert haben wir das bis heute auch noch nicht.
Im Winter 2009 habe ich dann das Internet unsicher gemacht. Wir sind bei allen Veranstaltungen angetreten, die ich gefunden habe und die bei „drei“ noch nicht auf dem Baum waren. Wir fuhren den Euregio-Classic-Cup ebenso wie zahlreiche andere Meisterschaften zum ersten Mal komplett mit. Und wenn gerade keine ECC-Fahrt oder irgendeine andere Fahrt für irgendeine Meisterschaft zu finden war, dann fuhren wir eben woanders. Bereits in diesem Jahr hatten wir 60 % aller Veranstaltungen unter den ersten drei in der Klasse beendet und waren schon vierfacher Gesamtsieger.
Unsere persönliches Meisterstück gelang uns dann im Jahr darauf. Wir wurden zum ersten Mal ECC-Gesamtsieger und wurden bei 8 Fahrten insgesamt sieben Mal hintereinander Klassensieger. Irgendwie lief alles wie geschmiert und in den Zeitprüfungen waren wir auch immer näher an unserer Sollzeit dran. Zumindest deutlich näher als die ehemaligen drei Sekunden. Als krönenden Saisonabschluss fuhren wir dann die Limburgia Trophaeum. Auch wenn wir nicht wussten, worauf wir uns da eingelassen hatten, waren wir froh, doch noch ein Tourchen fahren zu dürfen. Die Fahrt bot wirklich alles. Angefangen von einem Gesamtschnitt von 50 km/h über Nachtfahrten und wilden Hetzereien im Dunklen über Feldwege. Kurz: Total bekloppt, irrsinnig anstrengend, aber auch totale klasse!
Währenddessen besuchten wir Mama und Dieter sooft es ging bei der GLP am Nürburgring und hissten fleißig unser 6 x 2 m großes Banner mit der Aufschrift „René und Tina grüßen Dieter und Inge“. Stets war dies das Zeichen für Mama und Dieter, dass wir da sind und die Daumen drücken. Im Jahre 2010 durften wir im Rahmen der MSC Adenau Klassik zum ersten Mal zwei Stündchen Nordschleife fahren und heizten mit unserem 54 PS Gölfchen mit 70 km/h das Bergwerk hoch. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, diesen legendären, 21 km langen Asphalt unter den eigenen Rädern zu fühlen. Und während ich schon mein ganzes Leben davon träumte, die Seite des Zauns an der Rennstrecke zu wechseln, fragte mich Tina eines Tages nach der Rückkehr von einem GLP-Lauf, den wir als Zuschauer verfolgten „Sag mal, wie wäre es denn, wenn wir uns auch ein Auto für die GLP aufbauen? Was meinst Du dazu?“. Ich war sprachlos und sehr stolz, dass die Idee von Tina kam.
So verging ein Jahr nach der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug. Im Oktober 2011 war es dann soweit. Wir hatten einen schönen, weißen Golf 1 Gti gefunden. Wir wussten, dass noch paar Dinge am Gölfchen zu tun waren. Dass wir aber letztlich 6 Monate von Montags bis Samstag zwischen 18:00 Uhr und zum Teil 0:00 Uhr Schrauben mussten, war uns damals nicht bewusst. Oftmals standen wir kurz davor, das Auto wieder zu verkaufen oder gleich direkt in die Luft zu sprengen. Aber wir haben uns durchgebissen und waren wahnsinnig stolz, als wir nach der langen Zeit pünktlich zum ersten Lauf 2012 fertig waren. Fertig zum Teil auch mit den Nerven, denn zwei Tage vor der ersten GLP blieben wir auf der Autobahn im Rahmen der letzten Testfahrt mit einem gerissenen Gaszug liegen.
Die erste GLP sollte es bereits in sich haben. Es regnete wie aus Kübeln und wir haben uns für den ersten Lauf zahlreiche Dinge gewünscht. Dies waren zum Beispiel heil ankommen, keinen technischen Defekt erleiden und vor allem viel Spaß haben. Um es abzukürzen, Regen war nicht dabei. In der ersten Runde hingen schon vier Autos in den Planken. Das war etwas, was wir uns unbedingt ersparen wollten. Wir kamen heil durch und hielten am Ende des ersten Tages wahrhaftig vier Pokale in der Hand. Es war nicht zu fassen! Das waren die ersten Pöttchen, die wir uns auf der Nordschleife erkämpft haben. Noch dazu zu diesen Bedingungen und mit der Aufschrift „Nürburgring-Nordschleife“ sowie einem Nordschleifen-Aufkleber als Wappen. In den folgenden Wochen verging kein Tag, an dem wir uns diese Pokale nicht für mindestens 15 Minuten am Stück angesehen hätten! Der Gewinn der Rookie-Meisterschaft am Ende des Jahres war dann unsere persönliche Mondlandung. Es war der größte Erfolg, den wir bis dato feiern durften!
Tja, was soll man dazu sagen? Insgesamt haben wir fast 30.000 km mit dem silbernen Diesel-Gölfchen im Zuge der Oldtimer-Veranstaltungen und 3.300 km auf der Nordschleife abgespult. Mittlerweile stehen 235 Pokale bei uns zu Hause und wir haben 12 Meisterschaften eingefahren. Von den 100 Fahrten ist es uns gelungen, 35 mal die Klasse zu gewinnen und 20 Gesamtsiege zu feiern. Insgesamt beendeten wir 63 Fahrten unter den Top 3 der Klasse und 45 Fahrten unter den Top 3 im Gesamtklassement... Und das inklusive der GLP. In den ganzen Jahren haben wir viele Leute kennengelernt. Auch wenn wir sogar fernab von Eschweiler unterwegs sind, wie zum Beispiel in Simmern oder auch Wirges-Montabaur scheint das silberne Gölfchen jedem ein Begriff zu sein. Manche begrüßen uns euphorisch, andere meinen „nicht die schon wieder, komm wir fahren wieder nach Hause“, wieder andere sind der Auffassung, wir hätten hochausgerüstete Computer in unserem Fahrzeug und sind dann enttäuscht, wenn Sie sehen, dass es nicht so ist...
Und doch kommt es uns vor, als wäre es gestern gewesen, dass wir uns zusammen auf den Weg zu unseren ersten Veranstaltung gemacht haben. Horst und Anette Tobien haben einmal gesagt „Orientierungsfahrten sind kein Scheidungsgrund“. Und gerade das haben wir uns immer fest gemerkt.
Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.
Und eines ist gewiss...
Ich habe jeden Kilometer mit Tina zusammen im Auto genossen.
Wir freuen uns auf das, was noch kommen mag . Auf die nächsten 100!!!! René und Tina